Von Prof. Dr. Timothy Right
Es ist eine aufregende Zeit, in der wir leben. Eine Zeit des technologischen und wissenschaftlichen Umbruches. Die Prinzipien, nach denen wir den Weltraum bereisen und uns mit den anderen Mächten im Alpha- und Beta-Quadranten messen, ist seit rund 250 Jahren gleich geblieben. Warpantrieb, Deflektorschilde, Phaser und Photonentorpedos haben nicht nur unsere Ausdehnung in dieser Galaxie bestimmt, sondern auch die Art kriegerische Konflikte zu lösen, wenn die Diplomatie versagt hat. Neben dem Quantenslipstreamantrieb, der in den kommenden Jahren unsere Art zu reisen völlig auf den Kopf stellen wird, kommt nun eine weitere Technologie hinzu, die bald schon die dominierende Stellung der Sternenflotte in diesem Teil der Galaxie weiter festigen wird.
Ich spreche von einem der aufregensten Projekte, das die Ingenieure und Physiker der Sternenflotte in den letzten 100 Jahren beschäftigt hat. Die Rede ist von der Nullpunktenergie oder im aktuellen Fall der sogenannten Quantenphasertechnologie. Mit der Einführung der Quantentorpedos Anfang der 2370er wurde erstmals Nullpunktenergie nutzbar gemacht. Früher sprach man von dunkler Energie, jener mysteriösen Energie, die wesentlich daran beteiligt ist, wie unser Universum sich formt. Und in der Natur nur über gravimetrische Kräfte mit dem uns bekannten Raum interagiert. Während es bisher nur möglich war, die Nullpunktenergie durch massiven Energieaufwand unkontrolliert in unsere Raum-Zeit-Domäne zu überführen (z.B. durch die Explosion einer Materie-/Antimaterie-Sprengladung), nähern wir uns nun der Möglichkeit an, sie kontrolliert einsetzen zu können. Längst noch nicht für die Energieversorgung unserer Schiffe und Raumstationen, dafür ist die Energiebilanz noch zu weit im Negativen. Dafür aber zum Einsatz als Richtenergiewaffe.
Die bisherige Phasertechnologie basiert auf folgendem Prinzip: Die Energie eines Trägermediums, z.B. hochenergetisches Plasma oder eine Sarium-Krellid-Energiezelle, wird entzogen, einer EM-Spektralverschiebung unterzogen und auf schnelle Nadionpartikel übertragen. Bei schnellen Nadionen handelt es sich um kurzlebige subatomare Partikel, die starke nukleare Kräfte innerhalb einer speziellen, supraleitfähigen Kristallart, dem fushigi-no-umi (zu Deutsch „Meer von Wundern“), freisetzen und transferieren. Dieser Prozess wird als RNE bezeichnet. Die dabei erzeugten Nuklearen Auflösungskräfte (NAK) sind entscheidend für die Wirkung eines dem RNE unterzogenen Nadionpartikelstrahls, der vom Zeitpunkt seiner Emission an als Phaserstrahl bezeichnet wird.
Bei den Quantenphasern wird die Nullpunktenergie als Ausgangspunkt für die Generierung des Phaserstrahls genutzt. Statt des Plasmas, welches aus dem EPS-Netzwerk eines Schiffes abgezogen wird, planen wir, jeder Phaserphalanx ein Nullpunktmodul vorzuschalten. Unter Einsatz der schiffseigenen Energiereserven werden hohe Mengen an Nullpunktenergie freigesetzt, die anschliessend dem RNE unterzogen wird. Amüsanterweise führt die Spektralverschiebung zu einem intensivem blauen Licht, welches an die Phaser des 23. Jahrhunderts erinnert. Doch hat beides natürlich nichts miteinander zu tun. Die entstehenden Nadionen sind nämlich nur noch entfernt mit denen verwandt, die wir heute kennen. Sie unterscheiden sich auf Quantenebene grundsätzlich von dem, was in den letzten 250 Jahren unsere Phaseremitter generiert haben.
Die Probleme, die es noch zu lösen gilt, sind zwar groẞ, aber dürften in absehnbarer Zeit gelöst werden. Wir kämpfen noch damit, das Nullpunktmodul kompakter zu gestalten, den Energieaufwand für das Schiff zu reduzieren und – was weitaus komplizierter ist – einen Phaserkristall zu entwickeln, der nicht nur den gewaltigen Energiemengen standhalten kann, sondern auch optimal mit den neuartigen Nadionen interagiert. Wenn uns das gelingt, werden die Waffen, wie wir sie heute kennen, seien es Phaser oder Disruptoren, dagegen wirken wie banale Wasserpistolen.